Sonntag, 1. November 2015

Rezension | Der Zug der Waisen

Titel: Der Zug der Waisen
Autor: Christina Baker Kline
Gelesen: Beate Himmelstoß und Susanne Schroeder
Dauer: 10h 23

New York, 1929: Mit neun Jahren verliert Vivian Daly, Tochter irischer Einwanderer, bei einem Wohnungsbrand ihre gesamte Familie. Gemeinsam mit anderen Waisenkindern wird sie kurzerhand in einen Zug verfrachtet und in den Mittleren Westen geschickt, wo die Kinder auf dem Land ein neues Zuhause finden sollen. Doch nur die wenigsten erwartet ein liebevolles Heim. Stattdessen müssen sie als billige Landarbeiter, Haushaltshilfen oder Näherinnen harte Knochenarbeit leisten. Auch Vivian stehen schwere Bewährungsproben bevor, bis es ihr nach entbehrungsreichen Jahren endlich gelingt, einen Ort der Geborgenheit zu finden und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Aber erst Jahrzehnte später vermag sie, durch die überraschende Freundschaft zu einem rebellischen jungen Mädchen, das wie sie seine Eltern verloren hat, das Schweigen zu brechen und wahren Frieden zu finden.
Diese Geschichte ist so realistisch, fröhlich und doch tragisch zugleich, das mir die Worte fehlen es zu beschreiben.

Vivian Daly geborene Niamh Power, hat es nicht leicht als ihre Familie bei einem Brand ums Leben kommt. Mit ihren jungen 9 Jahren, versteht sie noch nicht wie die Welt wirklich ist.
Ihre noch kindliche Naivität wird rasch mit den düsteren Aussichten für sie, getrübt.
Von einer Pflegefamilie zur anderen wird sie gereicht wie etwas, was noch nicht mal es Wert ist zu leben. Schnell wird Niamh klar wie diese Welt funktioniert und sie zu funktionieren hatte.
Mit 10 Jahren ist sie viel reifer als andere Kinder im selben Alter. Denn das was sie erlebt, lässt ihr keine Wahl.

Genauso wie Molly. Sie hatte es nach dem tödlichen Autounfall ihres Vaters und der späteren Drogensucht ihrer Mutter nicht leicht. Auch sie wurde von Familie zu Familie gereicht. Mehr als Objekt, statt Subjekt.

Eines Tages als Molly ihre Sozialstunden ableisten muss, die sie sich durch einen Diebstahl eines Buches eingebrockt hatte, lernt sie Vivian kennen.
Diese ist zu dem Zeitpunkt schon 91 Jahre alt. Molly gerade mal 17.

Doch beide verstehen sich von Anfang an gut und ihre Vergangenheit verbindet sie.

So beginnt die Geschichte der beiden starken Frauen und endet der alleingelassenen Waisen.

Gelesen wurde das Ganze von Beate Himmelstoß und Susanne Schroeder. Die eine erzählte die Geschichte von Vivian, welche in der Vergangenheit erzählend, und die andere Mollys Seite in der Gegenwart.
Beide haben ihren Job wirklich gut gemacht. Die Geschichte hat eine derartige Tiefe bekommen, das man während des Zuhörens die Augen geschlossen und sich vorgestellt hat, man wäre dort.
Einfach Sätze von Personen gesprochen bekamen eine eigene "Stimme" verliehen. Die fast 11 Stunden vergingen wirklich wie im Flug und man wollte gar nicht aufhören zu "lesen".

Mein einziger Kritikpunkt wäre, das die Stimmen der beiden Damen sich doch sehr ähnlich klingen und man etwas durcheinander kommt wenn man verpasst hat, das wieder ein Kapitel in der Vergangenheit erzählt wird.
Doch der Schreibstil der Autorin mit dem gesamten Aufbau des Buches hat mich einfach nur umgehauen.
Christina Baker Kline nimmt ein so komplexes und tragisches Thema und verwandelt ein Buch daraus, welches einen zum Nachdenken anregt, wie gut man es doch hat.
Zudem ich die eine oder andere Träne vergossen habe. Vor allem, wenn es darum ging was mit ihrer großen Liebe geschehen ist...

Von mir gibt es volle 5 Lesezeichen!

Es ist wahrlich eine Lese- , ich mein Hörgenuss!

Und damit möchte ich mich nochmal ganz herzlich für dieses Rezensionsexemplar bedanken, welches ich zur Verfügung gestellt bekommen habe.
Wahrscheinlich wäre ich in der Buchhandlung daran vorbei gelaufen ohne es zu bemerken. Was eindeutig ein Verlust gewesen wäre...